Design Build aus der Sicht eines Bauberaters:
Karsten Henkel, COO der Emch & Berger ImmoConsult verrät uns, welche Erfahrungen er mit der integrierten Projektabwicklungsmethode Design Build gemacht hat und was er in dem Prozess als zentral sieht.

Stephanie Pfiffner (PFS): Wie stehst du zur integrierten Projektabwicklung Design Build in der Baubranche?
Karsten Henkel (HEK): Positiv. Es ist zentral, dass die Projektbedürfnisse, sowie die Bedürfnisse der Bauherrschaft geklärt und hinterfragt werden. Darauf basierend lässt sich ein optimales Planungs- und Umsetzungskonzept zum Projektbeginn festlegen, welches als Fahrplan für die Ausschreibung und Bearbeitung der einzelnen Phasen bildet.
Design Build bietet hierzu eine alternatives Vorgehensmodell, welches insbesondere bei relativ klaren Zielvorstellungen der Bauherrschaft eine effizientes und schnelles Ausschreibungsverfahren erlaubt.
Integrierte Projektabwicklungen bieten zudem den Vorteil, die Ausschreibungsverfahren zu bündeln beziehungsweise auf eine Ausschreibung zu reduzieren und damit ein Partner zu finden, welcher die Entwicklung, Planung und Realisierung aus einer Hand anbietet. Zudem ist der Gesamtleister auch bereit, gewisse Projektrisiken mitzutragen.
PFS: Wird «Design Build» in deinem Betrieb angewendet? Welche Erfahrungen hast du mit der Abwicklungsmethode gemacht?
HEK: Ja. Wir haben zum Beispiel aktuell eine Ausschreibung (institutioneller Bauherr) für eine Sanierung und Erweiterung einer Bestandliegenschaft am Laufen. Die Bauherrschaft hat klare Zielvorgaben (Wirtschaftlich, ökologisch, sozial), sowie ein erstes Lösungskonzept. Mit der Ausschreibung konnten die Anbieter ihre Kompetenz darlegen, sowie erste Lösungsansätze.
Es ist erstaunlich, wie vielschichtig die Lösungsvorschläge und Herangehensweisen der Anbieter sind. Dies bietet mit wenig Aufwand einen wesentlichen Mehrwert für das Projekt.
Im vorliegenden Projekt war es jedoch etwas aufwendig, Anbieter zu finden, welche auf Basis des Modells einer Teilnahme zustimmten. Hier fehlt wohl etwas die Bekanntheit und Erfahrung zum Modell nach Design Build.
PFS: Welches sind aus deiner Sicht die 3 wichtigsten Punkte, um ein «Design Build» Projekt erfolgreich zu absolvieren?
HEK: - Klare Zielvorgaben, die möglichst messbar sind
- Die Bereitschaft der Bauherrschaft, sich auf einen Partner einzulassen ohne
detailliertes Projekt und detaillierte Kosten
- Design Build bedeutet nicht, dass der Bauherr keine Vorleistungen erbringen
muss. Es braucht ein Grundkonzept beziehungsweise Vorabklärungen (zum Beispiel
baurechtliche Grundlagen, erste Studien etc.). Diese Vorleistungen müssen der
Bauherrschaft bekannt sein.
PFS: Welche Punkte müssen vermieden werden? Was ist aus deiner Sicht zentral?
HEK: Gegenüber einem Allianzmodell besteht bei Design Build weiterhin eine klare Rollentrennung zwischen der Bauherrschaft und dem Auftragnehmer / Gesamtleister. Diese Rollenteilung macht (zumindest im heutigen Marktumfeld) weiterhin Sinn. Dazu gehört auch eine sinnvolle Risikoteilung, wobei hier eine zu starke Risikoüberwälzung an den Gesamtleister auch vermieden werden sollte.
PFS: Wo siehst du die größten Chancen und Risiken bei «Design Build»?
HEK: Zentral ist, dass Design Build als eigenständiges Modell klar erkennbar bleibt und nicht als „Gesamtleisterausschreibung“ wie sie heute oft bekannt ist verfälscht wird.
Nur so ist es möglich, dass effiziente Modell nach Design Build am Markt bekannt zu machen und auch durchzusetzen.
Das Modell bietet die Chance, Ausschreibungsverfahren zu vereinfachen. Damit wird der Aufwand auf Seiten der Auftraggeberin, jedoch vor allem auf Seiten der Auftragnehmer in der Akquisition deutlich reduziert und die Innovation und Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung gewinnt an Wichtigkeit. Dies sollte im Sinne aller Marktteilnehmer sein.
Es muss aber auch vermieden werden, die Modelle gegenseitig in Konkurrenz zu stellen. Es gibt keine guten oder schlechten Modelle, sondern es gibt für die spezifische Aufgabenstellung besser passende oder weniger passende Modelle. Die Entscheidung, mit welchem Modell der Bauherr sein Projekt realisieren möchte, bedarf sorgfältiger Überlegung und die Bewertung / Abwägung der Ziele des Bauherrn.
PFS: Welche positiven und negativen Erfahrungen hast Du mit «Design Build» gemacht?
HEK: Was ich als positiv empfunden habe, ist die Kultur der Zusammenarbeit und das früh gebündelte Wissen, was ich sehr förderlich für das Ergebnis erachte.
Negative Erfahrungen sind meistens Streitigkeiten um höhere Kosten und Terminvorzug – was es in jedem Modell gibt und nicht auf Design Build spezifisch ist.