Interview: Die Sicht eines Gesamtleisters auf das Design Build Modell
Philipp Hirt, Geschäftsführer der Rhomberg Bau AG und Sponsor von Design Build Switzerland, erzählt von den Mehrwerten des integrierten Projektabwicklungsmodells Design Build und was die Zukunft dafür bereithält.
Top 7 «Design Build» Fragen:
Stephanie Pfiffner (PFS)
Wie stehst Du zur integrierten Projektabwicklung Design Build in der Baubranche?
Philipp Hirt (HIP)
Äußerst positiv – für mich stellt sich nicht die Frage nach dem «ob»– es ist für uns ein Muss, es anzuwenden. In dem anspruchsvollen Umfeld der Baubranche hat das alte Modell einfach keinen Mehrwert mehr. Es ist definitiv Zeit für einen Change und der Design-Build-Ansatz bietet uns eine gute Möglichkeit, diesen Wechsel schnell und effektiv in bestehende Kernkompetenzen der Firmen zu integrieren.
PFS
Wird «Design Build» in Deinem Betrieb angewendet? Welche Erfahrungen hast Du mit der Abwicklungsmethode gemacht?
HIP
Design-Build ist bei uns nicht nur in Anwendung, sondern Teil der Strategie. Die Umsetzungsquote liegt bei uns zwischen 70% und 80%, dementsprechend setzen wir mehrheitlich auf das Modell. Das Design-Build ist in unserem Rhomberg Ökosystem einer von vier Grundpfeilern, mit denen wir das Bauen in Zukunft grundlegend transformieren wollen.
Gute Beispiele dafür sind die Projekte an der Anna-Heer-Straße in Zürich und an der Zelgstrasse in Uster sowie auch andere. Die Erfahrungen mit dem Modell sind oft positiv – natürlich nicht nur, das wäre eine Illusion. Doch wir können sagen, dass die Erkenntnisse davon umso wichtiger sind, gerade wenn etwas nicht reibungslos gelaufen ist. Was wir jedoch gelernt haben ist: damit das Design Build einen Mehrwert für das Projekt, den Kunden und die Gesellschaft bietet, ist eine konsequente Umsetzung einfach unabdingbar.
PFS
Welches sind aus deiner Sicht die 3 wichtigsten Punkte, um ein «Design Build» Projekt erfolgreich zu absolvieren?
HIP
Der erste und wichtigste Punkt ist, dass man es tut und am Prozess festhält – auch wenn der Weg steinig ist und Stolpersteine mit sich bringt.
Der zweite Punkt ist die Teams zu führen und zu motivieren. Wenn einzelne Personen gravierende Probleme mit dem Mindset und dem Design-Build-Ansatz haben, muss in Betracht gezogen werden, diese Team-Mitglieder auszutauschen. Das ist nicht ideal, aber notwendig, um am Design Build-Prozess festzuhalten.
Schließlich ist der dritte Punkt - was für jedes «Design Build»-Projekt zentral ist - dass es von klaren Zielen und konsequentem Monitoring lebt. Diese festgelegten Ziele zu überwachen, zu verfolgen und innerhalb eines engen, strukturierten Zeitplans umzusetzen, ist essenziell – damit Teammitglieder erst gar nicht ins Schleifen geraten. Das ist nicht immer leicht umzusetzen und erfordert viel Aufwand - führt aber zum gewünschten Ergebnis.
PFS
Welche Punkte müssen vermieden werden? Was ist aus deiner Sicht zentral?
HIP
Wenn wir den Prozess aufstarten, dürfen wir mittendrin nicht aufhören – dies ist absolut zentral und muss vermieden werden. Wenn das passiert, gibt es tatsächlich nur Verlierer –auf allen Ebenen. Ebenso sollten fixe Werkgruppen, die ja ein zentraler Bestandteil von einem «Design Build» Prozess sind, nach dem Wettbewerb nicht auseinandergerissen und ausgetauscht werden, denn die Teams haben sich aus einem guten Grund so zusammengesetzt.
PFS
Wo siehst du die größten Chancen und Risiken bei «Design Build»?
HIP Ein grosses Risiko besteht darin, dass die gesetzten Ziele nicht erfüllt werden.
. Weiter besteht die Gefahr, dass im Design-Build-Prozess zwar geplant wird, bei der Umsetzung jedoch wieder in alte, traditionelle Muster zurückgefallen wird.
Um das zu verhindern, muss das Team gut geführt und motiviert werden. Durch die veränderte Rollenverteilung besteht teilweise die Sorge, dass der eigene Leistungsumfang reduziert wird und damit auch das Honorar. Dabei geht es nicht um Leistungen wegzunehmen, sondern darum, die Kompetenzen jedes Teammitglieds gezielter und effektiver einzusetzen, um Doppelspurigkeit zu verhindern.
PFS
Welche positiven und negativen Erfahrungen hast Du mit «Design Build» gemacht?
HIP
Bei der Durchführung von Design Build Projekten haben wir festgestellt, dass viel Mehrwert entstehen kann, da wir immer im Sinne von «Best for Project» handeln. Und wenn das praktiziert wird, dann entstehen Mehrwerte, die nicht nur im Kleinem wirken, sondern auch im großen Ganzen.
Zum Beispiel war für unser Projekt in Uster ursprünglich ein Massivbau vorgesehen, bevor wir es in den Werkgruppen in einen umweltfreundlichen Holzbau mit dem Schwammstadt-Prinzip umgeplant und realisiert haben. Mittels dem Design Build-Modell konnten wir dieses Vorhaben kostenneutral umsetzen. Und da sieht man effektiv, wie wirksam dieses Modell sein kann. Es geht nicht nur darum, Mehrwerte zu generieren, sondern die Befähigung mit den Teams in einer ordentlichen Kostenkontrolle Mehrwerte auch quer zu finanzieren und Jonglier-Maßnahmen zu nutzen. Das Design-to-Cost geht Hand in Hand mit dem Design-to-Build, zumindest bei uns.
PFS
Würdest du uns ein Referenzprojekt im «Design Build» Stil gerne vorstellen. Wenn ja, welches, und was waren deine zentralen Erkenntnisse?
HIP
Die erste und wichtigste Erkenntnis ist, dass es funktioniert, wenn sich das Team konsequent an den Prozess hält.
Besonders beeindruckt hat mich am Projekt in Uster, dass der Wandel im Design-Build-Mindset nicht bei der Planung haltgemacht hat, sondern auch den Bauherrn einbezogen und die Bedürfnisse der späteren Mieter in den Mittelpunkt gestellt hat. Wir haben das Projekt vom Massivbau zum Holzbau umgewandelt, das Energiekonzept neu überdacht und im Untergeschoss ein Mobilitätskonzept mit Carsharing umgesetzt, was den Mietern zugutekommt und somit die Lebenserhaltungskosten senkt. Somit können wir uns den gesellschaftlichen Aspekten mehr annehmen. Durch das Design Build konnte das Projekt positiv transformiert werden. Am Schluss sprachen alle von Mehrwert und von einer „Win-Win“-Situation.